Die Tragödie Rhodope (1913) von Nikolaos Poriotis und das griechische Volkslied

Autor/innen

  • Walter Puchner

Abstract

Unter den griechischen Balladendramatisierungen, die nach 1870 gehäuft auftreten, spielt die Ballade „Mavrianos und seine Schwester“ keine herausragende Rolle, bildet jedoch die Grundlage für das symbolisch-ästhetizistische Drama von Nikolaos Poriotis (1913). Die Ballade von der Verleumdung der tugendhaften Frau und ihre Substitution in der Liebesnacht durch eine Sklavin gehört dem Märchentyp AaTh 892 („The Children of the King“) an, z. T. auch AaTh 882 („The Wager on the Wife’s Chastity“), wo allerdings das Substitutionsmotiv fehlt. Poriotis greift das Motiv der Männerwette unverändert auf, spaltet jedoch die Person der tugendhaften Frau, hier die Amazone Rhodope, in zwei Personen, die aber untrennbar verbunden bleiben; in einer Reihe von Dialektiken und Symbolismen gewinnt die einfache Struktur der Balladen bedeutende Sinntiefe und die Dialektik von Macht und Eros macht mehrere Entwicklungen durch. Die Tragödie „Rhodope“ von Poriotis mag als Beispiel für die Verwendung volkskultureller Stoffe in der griechischen Literatur des 20. Jh.s gelten, die allerdings den jeweils vorherrschenden ästethischen und ideologischen Strömungen angepasst werden. Im speziellen Fall wird der Balladenstoff in ein mythisch-vorklassisches Griechenland projiziert, wo sich matriarchale und patriarchale Strukturen noch unversöhnlich gegenüberstehen.

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Veröffentlicht

2011-08-01

Zitationsvorschlag

Puchner, W. (2011). Die Tragödie Rhodope (1913) von Nikolaos Poriotis und das griechische Volkslied. Zeitschrift für Balkanologie, 47(1). Abgerufen von https://zeitschrift-fuer-balkanologie.de/index.php/zfb/article/view/258

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