Die postmoderne Welt von Dubravka Ugrešić. Eine Analyse des Romans „Die Kultur der Lüge“

Autor/innen

  • Sabira Halilović

Abstract

In diesem Artikel wird der Versuch unternommen, Dubravka Ugrešić in den Kontext der Postmoderne einzuordnen. Dabei werden einige Merkmale ihres Schreibens, ihrer Ästhetik und Weltanschauung dargestellt, die die Verfasserin im Bewusstsein der Schwierigkeit einer genauen Deter­minierung des Begriffs der Postmoderne vornimmt. Als Beispiel wird die Nichtklassifizierbarkeit Ugrešićs in den literarischen nationalen Korpus genannt (sowohl ihre Literatur als auch ihre nationale Identität betreffend), die als Konsequenz eines postmodernen Denkens gedeutet wird, welches die Ganzheit und Abgeschlossenheit der Kategorien von sich schiebt und durch Aversion auf logozentrische Hierarchien gekennzeichnet ist. Ugrešićs Essaysammlung Die Kultur der Lüge wird als von der Autorin vorgenommene Dekonstruktion des Textes über den Zerfall Jugoslawiens gedeutet, wobei sie auf den willkürli­chen Charakter der Entstehung neuer nationaler Kategorien und die Abgrenzung und Ausschlie­ßung des konstruierten Anderen verweist. Mit dem Beginn des Jugoslawienkrieges wendet Ugrešić nicht nur die postmodernistische Schreibtechnik an, sie diagnostiziert nunmehr die Welt in ihrem Zustand als eine postmoderne. Hier beginnt sich eine zwiespältige Haltung Dubravka Ugrešićs zur Postmoderne zu offenbaren: einerseits ist sie eine Künstlerin, die eine postmoderne Ästhetik in ihrem Schreiben anwendet, andererseits ist sie von der Welt erschrocken, ja angewi­dert, die sie als eine postmoderne bezeichnet. Sie setzt einen untypischen Optimismus und Glau­ben an den Menschen ein, wo ein ironisierender Blick einer Postmodernistin zu erwarten wäre, die an gar nichts mehr glaubt, die erkannt hat, dass die Wirklichkeit nicht in der Macht des Men­schen, sondern der Mensch vielmehr in ihrem Netz gefangen ist. Dubravka Ugrešić setzt somit die postmodernistische Philosophie und Ästhetik mit der Autonomie des Menschen in einen Zu­sammenhang. In diesem Sinne kann ihr Schreiben als eine Art Widerstand gegen eine alles nivel­lierende Welt gelesen werden. Ihr Schreiben ist eine Abwehr gegen alle Herrschaft und eine Sehnsucht nach Freiheit zugleich.

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Zitationsvorschlag

Halilović, S. (2014). Die postmoderne Welt von Dubravka Ugrešić. Eine Analyse des Romans „Die Kultur der Lüge“. Zeitschrift für Balkanologie, 38(1 + 2). Abgerufen von https://zeitschrift-fuer-balkanologie.de/index.php/zfb/article/view/400

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Rubrik

Arbeiten aus dem Kreis junger Südosteuropa-Forscher