Das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Konstantinopel im Konfliktfeld der Reformen im Osmanischen Reich

Autor/innen

  • Murat Çağlayan

Schlagworte:

orthodoxes Patriarchat Bildung Jungtürken Identität Säkuarisierung

Abstract

Die umfangreichen bildungspolitischen Reformen im Osmanischen Reich im 19. Jahrhundert sind geprägt durch Säkularisierungsbemühungen französischer Couleur. Der von Frankreich inspirierte Kommunitarismus und die Säkularisierung spielten eine zentrale Rolle in der Auseinandersetzung zwischen dem orthodoxen Patriarchat, das seine traditionellen Privilegien einforderte, und den immer zentralistischer werdenden staatlichen Institutionen, die eine einheitliche Grundlage schaffen wollten, vor allem in Bildungsfragen.
Wir haben zwei zentrale Institutionen, die parallel um die Zuständigkeit der Menschen konkurrierten. Der Staat erhob für sich den Anspruch, gleiche rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, an denen alle gemessen werden sollten und an denen sich alle zu orientieren hatten. Der moderne Staat verlangte nach Omnipräsenz durch seine Gesetze und seine vermittelnden Institutionen, beanspruchte ein Gewaltmonopol mit dem es in die gesellschaftlichen Prozesse eingreifen konnte.
Das Patriarchat als religiöse Institution hatte seine eigenen, religiösen und identitätspolitischen Interessen und sah sich verantwortlich gegenüber seinen Anhängern. Damit erscheint ein Konkurrenz- und Konfliktfeld, welches es vor der Reformperiode zumindest in der Bildungspolitik so nicht gab. Die bis dahin religiös segregierte Gesellschaft sah Parallelgesellschaften vor, die in Bildungs- und Identitätsfragen relativ autonom existierten.
Mit den Reformen hat sich auch die Frage nach Integration und Assimilation, nach Inklusion und Exklusion, nach Einheitlichkeit und Parallelität neu gestellt.
Die historischen Privilegien des Patriarchats und deren Transformation führten durch die ganze Reformperiode hindurch bis zum Ende des Osmanischen Reiches zu Interessenkonflikten zwischen dem immer zentralistischer werdenden osmanischen Staat und dem griechisch-orthodoxen Patriarchat, das sich durch die liberalen Säkularisierungsbestrebungen und nationalen Homogenisierungsbemühungen herausgefordert sah.
Auf der Grundlage neuer Quellenforschungen zeigt der Aufsatz Einzelheiten dieser Entwicklung auf, die Parallelen zu anderen gesellschaftlichen Entitäten hat.

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Veröffentlicht

2017-01-29

Zitationsvorschlag

Çağlayan, M. (2017). Das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Konstantinopel im Konfliktfeld der Reformen im Osmanischen Reich. Zeitschrift für Balkanologie, 52(2). Abgerufen von https://zeitschrift-fuer-balkanologie.de/index.php/zfb/article/view/465

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