Apologetik gegen den Nationalsozialismus in der „Samaritergeist“-Predigt von Viktor Glondys 1931
Abstract
Rumänien nach 1918 war ein – im Innern vielfach von Gewalt gekennzeichnetes – Landimperium im Miniaturformat, der achtgrößte Stadt Europas. Bukarester Zentralregierungen versuchten die Integration der angeschlossenen Gebiete in Umkehrung bisheriger ethnischer Dominanz mithilfe politischer, ökonomischer und kultureller Homogenisierung zu erreichen. Dies führte im kompositen Staat bei den Minderheiten zu reziproken Gegenreaktionen. Der tradierte Antisemitismus der verunsicherten rumänischen Bevölkerung vermengte sich außerdem mit dem Antibolschewismus, besonders in der akademischen Jugend des Landes.
In seiner öffentlichkeitswirksamen Predigt suchte der Theologe Glondys 1931 das in diesem Kontext lebende, volkskirchliche Milieu der ethnischen Minorität der Siebenbürger Sachsen gegen den Nationalsozialismus zu immunisieren. Rhetorisch brillant verband er Elemente des deutschen Kulturprotestantismus mit der Lutherrenaissance der 1920er Jahre. Darin lag einerseits Resistenzpotenzial gegenüber übersteigertem Nationalismus, Rassismus sowie Kulturpessimismus. Andererseits traten auch die vom idealistischen Optimismus sowie kulturimperialistischen, christlichen Sendungsbewusstsein bestimmten Grenzen zu Tage. Entscheidend war – vor dem Verständnishintergrund des protestantischen bürgerlichen, altruistisch gesinnten Diaspora-Milieus – die klare Abgrenzung vom „Rassenkultus“ als ideologischen Kern des in die ethnische Gruppe der Siebenbürger Sachsen ausstrahlenden deutschen Nationalsozialismus. Auf der Basis ausgezeichnet recherchierter und pointiert präsentierter Quellen hat der Prediger den Nationalsozialismus präzise analysiert und seine Widerlegung stringent dargelegt. Damit gelang es ihm – trotz praktisch-theologischer Grenzen – die Unvereinbarkeit von Nationalsozialismus und Christentum ausgezeichnet herauszuarbeiten.
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