„Der Andere“ in der serbischen und kroatischen Literatur nach dem Zerfall Jugoslawiens: das Beispiel Slobodan Selenić
Abstract
Die Schilderung der anderen ethnischen Gruppe, aber auch die Darstellung der eigenen nationalen Gemeinschaft, welcher man entstammt oder zu welcher man sich zugehörig fühlt, ist nach 1945 in Jugoslawien mit unterschiedlicher Intensität und wechselnden Intentionen in öffentlichen Äußerungen, gleich welcher Art, einbezogen worden. Das Bild vom „Anderen“ und auch der eigenen ethnischen Gruppe, das in der Literatur Eingang fand, hing von Anfang an vom politischen Klima ab. Je nach der staatlichen Vorgabe und herrschenden Situation wurde der Blick auf den „Anderen“ entweder behindert, geduldet oder gefördert. Dies galt, auch, wenn die Situation eine andere war als in den Ländern des Ostblocks, auch für weitere explizit-politische Themen.
Nach dem Zerfall des Landes und den Kriegen in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts schien für manchen serbischen und kroatischen Literaten die Zeit gekommen zu sein, nun über die andere Nation ausschließlich negativ schreiben zu können. Ein solches politisches Engagement und die Rolle der Schriftsteller sind jedoch sofort polemisch aufgefasst worden, sowohl in der kroatischen als auch in der serbischen Öffentlichkeit – auch wenn sie von offizieller Kulturpolitik beider Staaten während des letzten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts anders bewertet werden.
Die Literatur zeugt von verschiedenen Entwicklungen in der Darstellung des jüngsten Zeitabschnitts in der gemeinsamen Geschichte der Serben und der Kroaten, eng verknüpft mit der ebenfalls unterschiedlich gehandhabten Schilderung der beiden Ethnien nach dem Zerfall des gemeinsamen Staates. Es ist eine Entwicklung, die in ihrer Gesamtheit erst noch erfasst werden muss. Ein erster Schritt in dieser Richtung ist die „Sichtung“ des literarischen Werkes einzelner Autoren, um ein Gesamtbild aus diesen „Einzelteilen“ zusammenfügen zu können. Dies wird in dem vorliegenden Text am Beispiel des Romanwerks von Slobodan Selenić versucht.
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