Modellierungen sprachlicher Dominanz im südslawischen Raum. Die aktuelle Plurizentrikdebatte
Abstract
Der Artikel kontextualisiert die postjugoslawische Plurizentrikdebatte in der aktuellen soziolinguistischen Diskussion. Die perspektivische Verschiebung des maßgeblich von Michael Clyne und Ulrich Ammon vorangetriebenen Plurizentrikmodells hin zu Rudolf Muhrs stärker an Machtverhältnissen und Diskurskontrolle orientiertem Konzept der dominanten vs. nicht-dominanten Varietäten erlaubt einen Vergleich mit dem mazedonisch-bulgarischen Verhältnis auf standardsprachlicher Ebene.
Insgesamt trägt die Entwicklung im postjugoslawischen Raum dazu bei, dass die Standardologie stärker sozialpsychologische und situative Faktoren berücksichtigt und somit formallinguistische Kriterien wie Interkomprehension niedriger hängt. Gleichzeitig kann Muhrs Vorstellung von graduierbarer (niedriger, mittlerer und voller) Plurizentrik die festgefahrene Debatte um „eine oder vier Sprachen“ entspannen. Der Artikel fokussiert auf die Performanz der bosnisch-kroatisch-montenegrinisch-serbischen Plurizentrik in Titos Jugoslawien und fragt nach Kontinuitäten und Brüchen über die politischen Zäsuren im 19. bis 21. Jahrhundert hinweg.
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