Illyrer, Veneter, Iraner, Urserben, Makedonen, Altbulgaren ... Autochthonistische und nichtslawische Herkunftsmythen unter den Südslawen
Abstract
Ethnische Ursprungsmythen spielen für die Formierung und Untermauerung der nationalen Identitäten in Südosteuropa eine große Rolle. Sie geben sowohl Auskunft über das Woher der Nation als auch über ihre Ahnen, und sie ziehen die Grenzen der Nation gegenüber den Anderen. Diese letzte Funktion ist besonders bei jenen nationalen Ideologien wichtig, die sich in einem kulturellen Kontinuum entwickeln, in dem Sprache und Religion als nicht ausreichend für die Betonung des sui generis Charakters der jeweiligen Nation angesehen werden. Die Südslawen sind ein gutes Beispiel dafür.Gleichzeitig stehen Ursprungsmythen in engem Zusammenhang mit den gegenwärtigen Verhältnissen, da sie häufig zur Legitimation von politischen Projekten dienen. In Zeiten der gesellschaftlichen und politischen Transformation kommt es daher üblicherweise auch zur Neuformulierung der mythopoetischen Grundlagen der Nation.
Dieser Beitrag analysiert – von diesen Prämissen ausgehend – neue Ursprungsmythen unter den Südslawen des Balkans, die seit den späten 1980er Jahren artikuliert werden und die Einmaligkeit ihrer Nation besonders herausstreichen wollen. Diese Mythen behaupten, dass es sich bei ihrer Nation entweder um ein autochthones Volk des Balkans oder um eine nichtslawische Bevölkerung handeln würde (manche Versionen diese Mythen behaupten auch beides). Die Vorstellung, dass die Slowenen von den angeblich urslawischen antiken Venetern abstammen, kann die erste Version dieser Mythen illustrieren, die iranische Herkunftsthese unter den Kroaten die zweite.
Neben neuen slowenischen und kroatischen Ursprungsmythen werden auch solche in Serbien, Bosnien-Herzegowina, Makedonien und Bulgarien untersucht.
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