Kyrillomethodianisches Erbe bei den Slawen. Gemeinsames und Trennendes. Eine Zusammenschau
Abstract
In diesem Beitrag wird der Versuch unternommen, eine Gesamtbewertung des kyrillomethodianischen Erbes bei den Slawen vorzunehmen. Anlass dafür war der eintausendeinhundertfünfzigste Jahrestag der Ankunft der Slawenapostel Kyrill und Method auf dem Territorium des Großmährischen Reiches im Jahre 2013: Die Brüder aus Thessaloniki kamen im Jahre 863 in dieses Gebiet, um unter den Mährern den christlichen Glauben in slawischer Liturgiesprache und auf der Grundlage eines eigenen Schriftsystems zu verbreiten.
Das Werk der Slawenapostel Kyrill und Method ist von weltgeschichtlicher Bedeutung. Ihre Ehrentitel „Lehrer und Apostel der Slaven“, „Patrone Europas“ verweisen auf nur einige Seiten ihres Bedeutungsspektrums, zu denen zahlreiche andere hinzukommen. Das kyrillomethodianische Erbe verbindet nicht nur alle Slawen, sondern über die Slawen hinaus alle Christen orthodoxen und katholischen Glaubens; mehr noch: es verbindet Europa. Zugleich sind in der Auslegung ihrer Mission auch Konstrukte und Mythen präsent. Mit der Realität haben diese nicht viel zu tun; sie trennen anstatt zu verbinden. Unabhängig davon gilt, dass die von Konstantin/Kyrill konzipierten Schriftzeichen der Glagolica für alle damaligen Slawen eine Sakralsprache und Sakralliteratur schufen. Es ist der Verdienst der von Kyrill und Method ausgebildeten Schüler, dass sich das kyrillomethodianische Werk durchsetzen und ausbreiten konnte. Die heutigen slawischen Sprachen, Schriften und Kulturen sind zwar nicht das unmittelbare Werk der beiden Slawenapostel, doch sind sie ohne sie völlig undenkbar. Vor allem darin besteht die weltgeschichtliche Bedeutung der Brüder.
Die hier vorgenommene Zusammenschau ist den Nachwirkungen der Tätigkeit von Kyrill und Method unter folgenden Gesichtspunkten gewidmet: 1. ihre christlich-kulturelle Bedeutung; 2. ihre ethnisch-nationale Vereinnahmung und 3. ihre slawistisch-wissenschaftliche Auslegung.
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