Eine weibliche Sicht auf den Krieg: Ivana Sajkos Rio Bar

Autor/innen

  • Milena Mayer

Abstract

Im vorliegenden Beitrag wird Ivana Sajkos Buch Rio Bar als Teil der literarischen Aufarbeitung des Kroatienkrieges (1991–1995) untersucht. Die Jugoslawischen Kriege betrafen die Bevölkerung in besonderem Maße, da ethnische Säuberungen, Terrorisierung der Bevölkerung, Zerstörung kommunaler Einrichtungen etc. zur Kriegstaktik gehörten. Zunächst werden strukturelle Besonderheiten des Romans erläutert, wie eine unzuverlässige Erzählerin, Sprachexperimente, ein szenischer Aufbau mit unklarer Chronologie usw. Danach werden drei zentrale Themen des Textes näher betrachtet: 1. das von den Grausamkeiten des Krieges erschütterte Menschenbild, 2. die Besonderheit einer weiblichen Perspektive auf einen im traditionellen Verständnis von Männern geführten Krieg, 3. die Folgen des Krieges für die Menschen, aber auch die Gesellschaft. Schließlich wird Sajkos Text als Kritik an der offiziellen kroatischen Erinnerungspolitik eingeordnet. Sajko nutzt die weibliche Perspektive, um heroische Kriegsdarstellungen anzuzweifeln. In ihrem Text gibt es keine ehrenhaften Helden, aber auch keine unschuldigen Opfer. Hinter dem proklamierten Sieg steckt das noch immer unverarbeitete traumatische Wissen darum, wozu Menschen fähig sind.

Veröffentlicht

2019-06-02

Zitationsvorschlag

Mayer, M. (2019). Eine weibliche Sicht auf den Krieg: Ivana Sajkos Rio Bar. Zeitschrift für Balkanologie, 54(2). Abgerufen von https://zeitschrift-fuer-balkanologie.de/index.php/zfb/article/view/560

Ausgabe

Rubrik

Arbeiten aus dem Kreis junger Südosteuropa-Forscher