Grundzüge der kroatischen und südslavischen Kulturpolitik von Josip Juraj Strossmayer

Autor/innen

  • Leopold Auburger

Schlagworte:

Josip Juraj Strossmayer, Kulturpolitik, Bildungspolitik, Staatspolitik, Kulturgeschichte, Kroatisch, Amtssprache, Akademie, Universität, Zagreb, Südslaven, Serbokroatismus, Kirchengeschichte, Katholische Kirche, orthodoxe Kirchen, Schisma, Ökumenismus

Abstract

In der Ausübung seiner kirchlichen Ämter zeichnen sich bei Bischof Josip Juraj Strossmayer sieben große Aufgabenfelder ab: 1. die kroatische Diözesanstruktur; 2. die Wiederbelebung der altslavischen Liturgie; 3. die Überwindung des kirchlichen Schismas; 4. die Seelsorge für die Katholiken in Serbien; 5. die Kirchenorganisation in Bosnien und Hercegovina; 6. das „Collegium Sancti Hieronymi Illyricorum“ in Rom; 7. die Kooperation mit dem Heiligen Stuhl.

Seine politische Tätigkeit übte Strossmayer ab 1860 als Parlamentsabgeordneter und Führer der 1860 gegründeten „Narodna stranka“ im Kroatischen und im Ungarischen Landtag aus. Seine Grundanliegen waren hierbei: 1. das Wohl des verarmten kroatischen Volkes zu fördern; 2. den Kroaten ein Leben in Eintracht mit den Nachbarvölkern zu ermöglichen; 3. jede politische Herrschaft aufzuheben, die das kroatische Volk fremden Zweckbestimmungen unterwirft. Dabei lassen sich drei große Politikfelder erkennen: 1. die kroatische Kultur- und Bildungspolitik, insbesondere auch die Sprachenpolitik zugunsten des Kroatischen; 2. die Staatspolitik auf den Ebenen des Habsburger Reiches, des ungarisch-kroatischen Teilstaatsgebildes, sowie des „Dreieinigen Königreich Kroatien, Slavonien und Dalmatien“; 3. die internationalen Beziehungen sowohl des Habsburger Reichs insgesamt als auch seiner Gliedstaatsgebilde einschließlich Gesamtkroatiens.

Kulturpolitisch maß Strossmayer der kroatischen Kultur eine besondere Aufgabe bei. Einerseits soll sie die Südslaven zu einer interethnischen und kirchlichen Gemeinsamkeit führen; andererseits soll sie mit „Zagreb als Tor Europas zu den Südslaven“ und als „Athenäum der Südslaven“ den Südslaven die westeuropäische christliche Kultur vermitteln. Entsprechend sollte Zagreb durch Gründung einer kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie einer Universität institutionell ausgebaut werden. Strossmayer war hierbei sowohl der Hauptinitiator als auch in der Gründungsphase der hauptsächlicher Geldgeber für die Akademie und Universität.

Das kulturpolitische Wirken von Strossmayer hatte auch eine gesamtsüdslavische Komponente. Diese setzte sich aus drei Aufgabenstellungen zusammen: 1. Überwindung des Schismas durch Wiederbelebung der altkirchenslavischen Traditionen; 2. Schließung von politischen Bündnissen und Föderationsbildungen; 3. Gemeinschaftsbildung auf der Grundlage primär südslavischer, dann aber auch allgemein slavischer kultureller Gemeinsamkeiten.

Strossmayers Verhältnis zu den Serben war politisch bedingt von erheblichen Veränderungen geprägt. Am Ende von Strossmayers politischen Erfahrungen stand die Erkenntnis, dass die serbische expansionistische Dynamik entscheidend gegen grundlegende kroatische Interessen arbeitet. Strossmayer wandte sich dann von der Idee einer südslavischen Konföderation außerhalb des Habsburger Reiches ab und kehrte zu seinem früheren Plan einer Föderalisierung des Habsburger Reichs mit einem „Dreieinigen Königreich Kroatien, Slavonien und Dalmatien“ als gleichberechtigtem Föderationspartner zurück. In der kirchlichen Praxis war die Serbische Orthodoxe Kirche der primäre orthodoxe Kontaktpartner, auch wenn diese nicht die zugänglichere Kirche war.

Das sprachliche Unifizierungsprogramm des Serbokroatismus konnte Strossmayers Idee einer südslavischen Gemeinsamkeit nicht entsprechen. Die Formel „hrvatski ili srpski“ im Titel des Akademiewörterbuchs Rječnik hrvatskoga ili srpskoga jezika geht sehr wahrscheinlich letztlich auf Franjo Rački zurück.

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Veröffentlicht

2012-03-08

Zitationsvorschlag

Auburger, L. (2012). Grundzüge der kroatischen und südslavischen Kulturpolitik von Josip Juraj Strossmayer. Zeitschrift für Balkanologie, 48(1). Abgerufen von https://zeitschrift-fuer-balkanologie.de/index.php/zfb/article/view/290

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