Frieden, Bruder, Frieden! Musikalische Botschaften aus Südosteuropa gestern und heute
Abstract
In Westeuropa weiß man über Südosteuropas musikalische Traditionen und Ausdrucksformen sehr wenig; eine diffuse Vorstellung besteht lediglich über Balkan-Musik als Ethno-Musik.
In dem Beitrag wird nach einem kurzen Überblick über einige Besonderheiten der historischen Entwicklung der südosteuropäischen Musikkulturen die für Südosteuropa so bedeutende Volksmusik in den Blick genommen, die als „Balkanwelle“ Westeuropäer immer wieder in Begeisterung versetzt.
Im Mittelpunkt steht jedoch ein Musikstil, der sich im autoritären sozialistischen Milieu entfaltete und Ausdruck für die Lebenshaltung und die politische Opposition einer ganzen Generation war: die Rockmusik. Eine besondere Sprengkraft erhielt sie im auseinanderfallenden Jugoslawien und ganz besonders in Serbien. Während des autoritären Milošević-Regimes standen sich zwei Musikstile gegenüber: der von den Nationalisten geförderte, einlullende und schwülstige, über reale Gegebenheiten hinwegtäuschende sog. Turbo-Folk, gekennzeichnet von Anklängen an den Orient und von primitiver Ästhetik, und Rockmusik, die sich zum Medium der Widerstandsbewegung der jungen Generation entwickelte. Im Zentrum der serbischen Oppositionsbewegung standen Rockbands, die offen zum Widerstand gegen die Regierung von Slobodan Milošević aufriefen.
Am Ende des Beitrags wird ein Ausblick auf die heutige Situation der Rockbands und ihre Wiederbelebung in der „Balkan-Ökumene“ gegeben, ferner die unter der Durchschnittsbevölkerung populäre Unterhaltungsmusik vorgestellt, die eine Mischung von MTV und Folklore darstellt und auch im Eurovision Song Contest vertreten wird. Zu den Ausführungen werden in den Anmerkungen die Links zu den entsprechenden Musikvideos angegeben.
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