Zur Islamisierung der meglenitischen Vlachen (Meglenorumänen): Das Dorf Nânti (Nótia) und die „Nântinets“ in der heutigen Türkei
Abstract
Die meglenitischen Vlachen oder Meglenorumänen sind ein eigenständiger Zweig der Balkanromanen und in ihrer überwiegenden Mehrheit orthodoxe Christen. Zu osmanischer Zeit hat die meglenorumänische Bevölkerung der Islamisierung standgehalten – mit einer einzigen Ausnahme: dem Dorf Nânti (Nótia, N´ti, Nutya), dessen Bevölkerung im 18. Jahrhundert zum Islam übertrat. In Folge des griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausches mussten sich die Einwohner des Dorfes in der Türkei ansiedeln – wo ihre Siedlungsgebiete bis vor wenigen Jahren unbekannt waren. Entsprechend gibt es bislang keinerlei Dokumentation zu dieser Gruppe der islamisierten Vlachen. Der Beitrag verfolgt aufgrund von in der Türkei geführten Interviews mit meglenitischen Vlachen die Spuren der „Nântinets“ (Einwohner von Nânti) von ihrer Islamisierung bis zu ihrem heutigen Verbleib im türkischen Ostthrakien. Er stellt eine knappe Zusammenfassung der Ergebnisse von Feldforschungen in der Türkei dar, die im Rahmen eines Forschungsprojektes der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) außer in der Türkei auch in Rumänien, Griechenland und der Republik Makedonien durchgeführt wurden.Zunächst erfolgt eine Beschreibung des Dorfes Nânti und seiner ethnischen Zusammensetzung vor 1922. Es war über Jahrhunderte hinweg das größte vlachische Dorf im Meglen und das einzige Dorf mit zentraler Marktfunktion. Es schließt ein ausführlicher Rekonstruktionsversuch der Islamisierung im Meglen, insbesondere in Nânti, an. Hierzu werden zahlreiche Mythen geschildert und Legenden, die unter der heutigen Bevölkerung tradiert werden, wiedererzählt. Die Auswanderung der meglenitischen Vlachen in die Türkei erfolgte in mehreren Wellen (1912–1922), vor allem in den Raum um Tekirdağ/Redestó. Die Beschreibung der heutigen vlachischen Bevölkerung in der Türkei umfasst Angaben zu ihrer Zahl und Verbreitung, vor allem aber Beobachtungen zu Sprache, Siedlung, Brauchtum und Ethnizität (mit Interviewausschnitten).
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