Das Motiv der Wiedergeburt in der Großregion Makedonien
Abstract
Der Artikel versucht, die Spezifika der historischen Epoche der sog. „Wiedergeburt“ herauszuarbeiten, die für die Beschreibung von transitionellen und dynamischen Ethnisierungsprozessen überzeitliche Relevanz besitzen. Hierbei fokussieren wir auf die Grossregion Makedonien, das Kerngebiet der „Orientalischen Frage“, wo seit ca. 1870 griechischer und südslavischer Nationalismus in aller Härte aufeinandertreffen. Der Artikel behandelt fünf Aspekte: Zunächst wird der prototypisch rezipierte griechische Nationalismus beschrieben, der sich in seiner Frühphase (noch) nicht ethnisch definierte, sondern ideologisch: in der nationalen Semantisierung der balkanchristlichen Orthodoxie. Im zweiten und dritten Teil werden die wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen für die bulgarisch-makedonische Wiedergeburt dargestellt: soziale Mobilität und Reslavisierung der Städte und die osmanische Reformpolitik, die das Monopol des griechischen Schul- und dann auch Kirchennetzes auflöst. Der nationale Antagonismus in der Grossregion Makedonien wird anhand der Biographie von Grigor Prličev veranschaulicht, der als Paradebeispiel für multiple, gleitende Identitäten und die Subjektivität ethnonationaler Zuschreibung gelten kann, die sich so der exklusiven Bipolarität von zwei konkurrierenden Nationalismen entzieht. Der abschließende Blick richtet sich auf die „ethnic revival“-Bewegung im Griechenland der 1990er Jahre und beschreibt den Makedonismus als ein erst nach 1944 nationalisiertes Regionalbewusstsein.Downloads
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