Zwei unterschiedliche Herangehensweisen in der Übertragung von Njegošs Bergkranz (Gorski vijenac) ins Deutsche (Katharina Jovanovits und Alois Schmaus)

Autor/innen

  • Gabriella Schubert

Abstract

Der erste Übersetzer des Gorski vijenac von Petar II. Petrović Njegoš unter dem Titel Der Bergkranz war der österreichische Phi­lologe Johann Kirste; seine Übersetzung erschien in Wien im Jahre 1886. Nach ihm machte sich die Ethnogra­phin und Übersetzerin Katharina Jovanovits erneut an die Übertragung des Werkes; diese erschien in Leipzig im Jahre 1939. Die dritte stammt von Alois Schmaus und erschien 1963 in München.
Meine Ausführungen widmen sich einem Vergleich der Übertragungen von Katharina Jovanovits und Alois Schmaus gewidmet. Im Mittelpunkt stehen folgende Fragen: 1. Welches war ihre Motivation, das Werk zu übersetzen? 2. Welche Prinzipien legten sie ihren Übersetzungen zugrunde? 3. Bis zu welchem Grad verstanden und vermittelten sie die in dem Werk enthaltenen Botschaften des Autors?
In beiden Übertragungen wird das Ziel verfolgt, dem deutschen Leser ein nationales Literaturwerk, die Geschichte, die Kultur und den jahrhundertelangen Kampf der Montenegriner für ihre Freiheit näherzubringen. Ihre einleitenden Ausführungen zu ihrem Werk, ebenso wie die Studien von Alois Schmaus zur Person und zur Dichtung von Njegoš, bezeugen ihre Hochachtung für die Person und den Dichter Njegoš. Nach der Ansicht von Schmaus wird diese Dichtung durch eine tiefe Ethik des Heroismus gekrönt, der in einem jahrhundertelangen, blutigen Kampf geprägt wurde. Zugleich enthalte das Werk, so Schmaus, eine weitere, politische Botschaft des Staatsmannes Njegoš als des Vertreters und Verfechters des nationalen Prinzips. Der Bergkranz rechtfertige seine politische Tätigkeit, seinen Kampf gegen interne und externe Widerstände wie auch seinen Wunsch, die montenegrinischen Stämme zu vereinigen. Der Bergkranz sei Symbol und zugleich Vorzeichen für die herannahende serbische Revolution bzw. den Kampf der Serben um ihre Unabhängigkeit.
Alles in allem manifestiert sich in den Übertragungen des Bergkranzes durch Katharina Jovanovits und Alois Schmaus eine ausgeprägte Sensibilität und ein tiefes Verständnis für den Inhalt und die Botschaften, die Petar Petrović im Bergkranz der Nachwelt hinterlassen hat. Mit ihrer Übertragung haben sie einen wertvollen Beitrag für die deutsche Slawistik und die Vermittlung montenegrinischer Kultur im deutschsprachigen Raum geleistet.

Autor/innen-Biografie

Gabriella Schubert

Wissenschaftlicher Werdegang

  • 1971-77 Studium der Slawistik und Balkanologie, FU Berlin; 1977 M.A.;
  • 1977-82 wissenschaftliche Assistentin, Abteilung Balkanologie des Osteuropa-Instituts der FU Berlin;
  • 1981 Promotion ebd. (Dissertation: Die ungarischen Lehnwörter im Serbokroatischen unter besonderer Berücksichtigung der Rückentlehnun­gen. Erschienen als Band 7 der „Balkanologischen Veröffentlichungen“, Berlin 1982);
  • 1982 Dissertations-Preis der Südosteuropagesellschaft;
  • 1991 Habilitation ebd. (Habilitationsschrift: Kleidung als Zeichen. Kopfbedeckungen im Donau-Balkan-Raum, erschienen als Band 20 der „Balkanologischen Veröf­fentlichungen“, Berlin 1993);
  • venia legendi und Lehrbefugnis für das Fach Balkanologie;
  • 1986-95 Akademische Rätin an der Abteilung Balkanologie,
  • ab 1993 kommissarische Leitung der Abteilung;
  • 1992 Gastprofessur an der Fakultät für Volkskunde der Eötvös-Universität Budapest;
  • Juli 1995 Ruf an die FSU Jena auf die Professur für Südslawistik;
  • neben Südslawistik Aufbau und seit WS 1997/98 Durchführung des interdis­zipli­nären Studiengangs „Südosteuropastudien“ sowie seit Oktober 2006 des von der DFG geförderten, insgesamt auf 9 Jahre konzipierten Graduiertenkol­legs „Kultu­relle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa“ an der FSU Jena.
  • Seit 2009 im Ruhestand, jedoch weitere Mitarbeit am obengenannten Graduiertenkolleg.
  • Über 200 Forschungsbeiträge zur Balkanologie, Südslawistik, Hungarologie und Kulturwissenschaft.

 

Mitgliedschaften, Auszeichnungen:

  • Auswärtiges Mitglied der Serbischen Akademie der Wissenschaften Belgrad; Auswärtiges Mitglied der Ungarischen Aka­demie der Wissenschaften Budapest;
  • Trägerin der Kon­stantin-Jireček-Medaille der Belgrader Universität;
  • Mitglied des Präsidiums der Südosteuropa-Gesellschaft;
  • Schriftführende Herausgeberin der „Zeitschrift für Balkanologie“ (Harrassowitz Verlag, Wies­baden);
  • Herausgeberin der Schriftenreihe Forschungen zu Südosteuropa. Sprache . Kultur . Lite­ratur. Harrassowitz Verlag Wiesbaden;
  • Mitherausgeberin der Publikationsreihe „Balkanologie – Sprachen und Kulturen“ (Wien)

 

Forschungsschwerpunkte:

  • Ethnologie und Folkloristik der Ethnien Südosteuropas;
  • Kultursemiotik; Identität und Abgrenzung im Donau-Balkan-Raum;
  • Das Eigene und das Fremde im Spiegel der Literatur;
  • Südslawische Erzähler der Gegenwart;
  • interethnische Kommunikation in Südosteuropa;
  • Kontaktlinguistik;
  • Sprache und Identität;
  • Deutsch-südslawische Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen;
  • Hungarologie;
  • Kulturgeschichte der Ungarn

Veröffentlicht

2018-12-20

Zitationsvorschlag

Schubert, G. (2018). Zwei unterschiedliche Herangehensweisen in der Übertragung von Njegošs Bergkranz (Gorski vijenac) ins Deutsche (Katharina Jovanovits und Alois Schmaus). Zeitschrift für Balkanologie, 54(1). Abgerufen von https://zeitschrift-fuer-balkanologie.de/index.php/zfb/article/view/531

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